ANLAGE 3.04


VEREINFACHTES BEISPIEL:

FEASIBILITY STUDY
for the
PRODUCTION OF INTER-ISLAND CARGO SHIPS


1.Aufgabenstellung

Es soll untersucht werden, ob und in welchem Umfang zusätzliche Schiffsneubaukapazität erforderlich ist, wie diese evtl. erforderliche Schiffsneubaukapazität in Form einer neuen Werft gestaltet werden sollte und ob diese Werft wirtschaftlich operieren wird.
Dabei wird vereinfachend angenommen, daß sich die Untersuchung auf das Segment interinsularer Frachtschiffe eines Inselstaates beschränken soll und daß die optimale Größenordnung dieser Fracht-schiffe 3.000 tdw beträgt.


2.Durchführung der Untersuchung

I) Sektoranalyse: Untersuchung des Bedarfs an zusätzlicher Schiffbaukapazität

Ermittlung der erforderlichen zusätzlichen Schiffbaukapazität eines Inselstaates für den Bau von interinsularen 3.000 tdw-Frachtschiffen zum Zeitpunkt des Beginns der Vollproduktionsphase einer neuen Werft unter Berücksichtigung folgender Gegebenheiten/Annahmen für die vorgegebene Region:
Berechnungsvorgang:

  1. Jahresbedarf an Seetransportleistung: 5,0 Mio t bzw. 6,0 Mrd t*sm


  2. Jährl.Seetransportleistg.d.exist.Flotte: 4,0 Mio t bzw. 4,8 Mrd t*sm


  3. Fehlbedarf = Differenz a-b: 1,0 Mio t bzw. 1,2 Mrd t*sm


  4. Jährl.Abgang wg.Alter und Totalverlust: 0,5 Mio t bzw 0,6 Mrd t*sm

  5. Summe c+d = C' = erf.zusätzl.Seetransportleistg.: 1,5 Mio t bzw. 1,8 Mrd t*sm

  6. Durchschnittl.Seetransportstrecke:

    DIST` = 1,8 Mrd t * sm / 1,5 Mio t = 1.200 sm

  7. Umrechnung der erforderl.zusätzl.Seetransportleistung C' (in t) in neu zu erbauende Flottenkapazität DWC' (in t Ladefähigk.):

    DWC` = C` / ST = 1.500.000 / 50 = 30.000 t

    darin ist ST = jährl.Anzahl der Einzelreisen:

    ST = jährl. Verfügbark`zeit / Einzelreisezeit

        = 350 Tg * 24 h / ((1.200 sm / 12 kn) + 68 h) = 50

  8. Ermittlung des Neubaubedarfs DW' (in t Tragfähigkeit) durch Korrektur der neu zu erbauenden Flottenkapazität DWC':

    DW` = DWC` / Korrekturfaktoren

        = 30.000 / (0,7 * 0,9) = 47.620 tdw

    (das entspricht 47.620 tdw/3.000 tdw = 16 Schiffen)

  9. Jährl. Zusatznachfrage nach Schiffsneubauten 9.000 tdw

    (das entspricht 9.000 tdw/3.000 tdw = 3 Schiffen)

  10. Jährl. Gesamtnachfrage = h + i = 56.620 tdw

    (das entspr. 56.620 tdw/3.000 tdw = 19 Schiffen)

  11. Umrechng der jährl.Gesamtnachfrage von tdw in BRZ:

    56.620 tdw * 0,7 = 39.634 BRZ

  12. Umrechng der jährl.Gesamtnachfrage von BRZ in gBRZ:

    39.634 BRZ * 1,85 = 73.323 gBRZ

  13. Vorhandene Schiffsneubaukapazität: 54.000 gBRZ

  14. Erforderliche zusätzliche Schiffbaukapazität:

    = Differenz l - m = 73.323 - 54.000 = 19.323 gBRZ

  15. Umrechnung der erforderlichen zusätzlichen Schiffbaukapazität von gBRZ in tdw:

    19.323 / (1,85 * 0,7) = 14.921 tdw

  16. Umrechnung der erforderlichen zusätzlichen Schiffbaukapazität von tdw in Zahl der zu erbauenden Schiffe von 3.000 tdw:

    14.921 /3.000 = 5 Stck.

d.h.es besteht die Notwendigkeit, zusätzliche Neubaukapazität zu schaffen, und die dafür erforderliche neue Werft für den Bau von 5 Frachtschiffen mit je 3.000tdw Tragfähigkeit pro Jahr in der Vollproduktionsphase auszulegen, vorausgesetzt, daß in den Folgejahren mindestens die gleiche zusätzliche Schiffbaukapazität notwendig ist. In einer vollständigen und ausführlichen Sektoranalyse ist daher eine derartige Untersuchung für einen mehrjährigen Zeitraum durchzuführen und zwar auch unter Einbeziehung der gesamten Neubaunachfrage des Landes d.h.auch anderer frachttragender und nicht-frachttragender Schiffe, die auf nationalen Werften gebaut werden müssen.


II) Projektanalyse: Technische und organisatorische Gestaltung der Werft, d.h.Grobplanung der Werftanlagen und -organisation

a) Feststellung des Ist-Zustandes:

Diese Aufgabe umfaßt: In unserem Beispiel wird auf diese nicht weiter eingegangen.


b) Grobkonzipierung des Soll-Zustandes:

Auf der Grundlage der Ergebnisse der Sektoranalyse und der Feststellung des Ist-Zustandes erfolgt die Grobkonzipierung des Soll-Zustandes der Werftanlagen und -organisation entsprechend den Stichworten unter Abschnitt 3.1.2.b.iii.
Diese Grobkonzipierung des Soll-Zustandes wird in unserem Beispiel auf die Annahme/Ermittlung nachfolgender wichtiger Daten und Konzepte für das jährliche Produktionsziel

Neubau von 5 Frachtschiffen je 3.000 tdw


beschränkt, die u.a.für die spätere Wirtschaftlichkeitsbetrachtung als Grundlage benötigt werden.

b.a) Produktionsdaten: b.b) Konzipierung des Betriebsablaufs: b.c) Schätzung des Flächenbedarfs und Groblayout der Werft: b.d) Grobe Personalbedarfsschätzung: b.e) Ermittlung der Zahl der Bauplätze:
(abgeleitet aus dem vereinfachten Kapazitätsplan Anlage 3.06) (Zusätzlich sollten aber für die spätere Aufnahme von Schiffsreparaturen weitere Dock- und Pierplätze eingeplant werden).


III) Projektanalyse: Durchführung

Die in Kapitel 3.1.2.c.i) bis iii) aufgeführten Grobzeitpläne sind auf der Grundlage der dort stichwortartig angegebenen Aktivitäten bei einer ausführlichen Ausarbeitung der Studie zu erstellen. In unserem Beispiel beschränken wir uns jedoch nur auf einen

vereinfachten Grobzeitplan (siehe Balkendiagramm Anlage 3.05),

der alle Projektphasen vereinfacht erfaßt sowie auf einen

vereinfachten Kapazitätsplan (siehe Balkendiagramm Anlage 3.06)

in dem die Baufolge der Schiffsneubauten in der Produktionsanlaufphase und bei Beginn der Produktionsvollphase dargestellt wird.
Dieser vereinfachte Kapazitätsplan dient der groben Ermittlung der im vorgenannten, eingeschränkten Zeitraum sowie damit auch der Abschätzung von Einnahmen aus Schiffsverkäufen und Produktionsausgaben für die spätere Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.

Die Bedingungen für den Auf- bzw.Ausbau der Werft gemäß Kapitel 3.1.2.c.iv werden in unserem einfachen Beispiel ebenfalls nicht ausgearbeitet.


IV) Projektanalyse: Investitionskosten und Finanzierung

a) Investitionskosten

Die Aufgabe umfaßt die Ermittlung und Aufstellung die in unserem Beispiel in vereinfachter Form (d.h.auch nur in einer Währung: DM) wie folgt angenommen werden:

- Projektmanagement, -planung und -überwachung
5 Mio DM
- Landerwerb, ext. Infrastruktur
3 Mio DM
- Erdbewegung, Tief- und Wasserbauten
40 Mio DM
- Hochbauten
25 Mio DM
- Fertigungs- und Transportanlagen, Systeme,
   Einrichtungen (inkl. Montage etc.)
45 Mio DM
- Personalunterbringung, Reisen
2 Mio DM
- Lizenzen, Kapitalbeschaffung, sonst. Aufwendg.
2 Mio DM
- Kosten für Produktionsvorbereitungen
4 Mio DM
- Sonstiges, Reserve
4 Mio DM

- Gesamte Investitionskosten
130 Mio DM



b) Finanzierungsplan:

Die Finanzierung der Investitionskosten wird wie folgt angenommen:

- Eigenmittel
60 Mio DM
- davon erst im 3.Jahr als betriebsnotwendiges
   Kapital verfügbar
-10 Mio DM

= Eigenmittel für die Investition
50 Mio DM

- Fremdmittel
  (ausländ. Kapitalhilfe: 4% Zinsen,
  Tilgung in 8 gleichen Jahresraten, 3 Freijahre)
80 Mio DM

- Gesamte Investitionsmittel
130 Mio DM



V) Projektanalyse: Wirtschaftliche Betrachtung

Für unser Beispiel ermitteln wir die Wirtschaftlichkeit des Projektes in der Anlage 3.07

"Vereinfachte Kapitalwertermittlung für eine neue Produktionsanlage (z.B.Werft)"

auf der Grundlage nachfolgender Einnahmen und Ausgaben. Dabei wird die Fälligkeit aller Geldbeträge jeweils vereinfachend zum Jahresende - unter Bezugnahme auf die zeitliche Abfolge gem.Anlage 3.06 "Vereinfachter Kapazitätsplan" - angenommen.
Ferner wird vereinfachend keine Schiffspreiserhöhung bei den Verkaufserlösen und keine Kostensteigerung während der Nutzungszeit der Anlage eingesetzt.

a) Einnahmen:

Angenommen wird, daß alle Einnahmen nur aus den Verkaufserlösen der Schiffsneubauten kommen und daß die Zahlungen in den 5 klassischen Raten zu je 20% während der Bauzeit erfolgen. Vereinfachend nehmen wir demzufolge an, daß der jeweilige Schiffspreis bei halber Bauzeit bezahlt wird.

Der Preis pro Schiff wird mit

18 Mio DM

geschätzt.

b) Ausgaben:

i) Investitionsausgaben:

Die Eigenmittel und die Fremdmittel für die Investition werden je zur Hälfte im 1. und 2.Jahr ausgegeben, wobei die Fremdmittel bei den Ausgaben wie auch bei den Einnahmen in der Anlage 3.07 nicht aufgeführt wurden, da sie sich aufgrund der angenommenen gleichzeitigen Fälligkeit gegenseitig aufheben.

Die Eigenmittel als betriebsnotwendiges Kapital, die im 3.Jahr zur Verfügung gestellt werden, sind zwecks Vereinfachung in der Zeile "Investitionskosten:Eigenmittel" aufgeführt worden, obwohl sie besser (ggfls.zusammen mit geliehenem betriebsnotwendigem Kapital) als gesonderter Ausgabenbereich dargestellt worden wären.

Der Restwert der Werft nach 12 Jahren wird mit 10 Mio DM angenommen.

ii) Produktionsausgaben:

Die gesamten Produktionskosten werden in unserem Beispiel durch die Produktionskosten pro Schiff multipliziert mit der Anzahl der Schiffe dargestellt.
Pro Schiff werden die Produktionskosten wie folgt geschätzt:

- Materialkosten inkl. Transport u. evtl. Zölle
9,00 Mio DM
- Lohnkosten: 350.000 h * 5,00 DM
1,75 Mio DM
- Gemeinkosten: 150% auf Lohnkosten
2,62 Mio DM
- Sonderkosten, Unvorhergesehenes
0,63 Mio DM

- Produktionskosten
14,00 Mio DM


Vereinfachend nehmen wir an, daß die Produktionsausgaben konzentriert bei jeweils 2/3 der Bauzeit entsprechend dem "Vereinfachten Kapazitätsplan" fällig sind.

(Bem.: Die o.a.Produktionskosten sind nicht identisch mit den Selbstkosten einer Schiffspreis-Vorkalkulation, da Abschreibung/Tilgung und Verzinsung/Zinsbelastung der Eigen- und Fremdmittel hier nicht berücksichtigt wurden, sondern als gesonderte Positionen in unserem Berechnungsbeispiel Anlage 3.07.)

iii) Steuerausgaben:

In unserem Beispiel wird nur ein fiktiver Betrag im 12. Jahr als "Hausnummer" für die Körperschaftssteuer ohne entsprechende Berechnung eingesetzt.

c) Ergebnis:

Unser "Vereinfachtes Berechnungsbeispiel" gemäß Anlage 3.07 ergibt einen positiven Kapitalwert bei Annahme eines Zinsfußes von 10% . Damit kann unser Projekt als wirtschaftlich bezeichnet werden.


VI) Projektanalyse: Liquiditätsprüfung

In Ergänzung zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung prüfen wir in Anlage 3.08 noch die erwartbare Liquidität der Werft über den gesamten Nutzungszeitraum. Auch in dieser Berechnung wurden Vereinfachungen vorgenommen; so wurde u.a. auf die Berücksichtigung von Gewinnausschüttungen und notwendige Korrekturen zur Erreichung begrenzter Liquidität bzw. Vermeidung von negativer Liquidität verzichtet. Ferner wurden wie bei der Kapitalwertermittlung keine Schiffspreisänderungen bei den Verkaufserlösen und keine Kostensteigerungen während der Nutzungszeit der Anlage eingesetzt.


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