ANLAGE 3.12
DER PRODUKTIVITÄTSFAKTOR
1.Allgemein
Die Kennzahl für die Produktivität eines Unternehmens bzw. von Unternehmensbereichen etc. wird wie folgt ermittelt:
Produktivität P = Output / Input
Produktivität kann für verschiedene betriebliche Aspekte betrachtet werden: Arbeitsproduktivität, Betriebsmittelproduktivität, Materialproduktivität etc..
Für die Arbeitsproduktivität kann die o.a. Formel präzisiert werden:
PA = erzeugte Menge / Arbeitsstunden
Die Produktivität P und damit auch die Arbeitsproduktivität PA ermöglicht als einzelne Kennzahl keine Aussage. Erst der Vergleich von Produktivitätskennzahlen von unterschiedlichen Perioden bzw. verschiedenen Unternehmen/Bereichen gleicher Aufgabenstellung und Struktur ist aussagefähig.
Der beurteilungsfähige Vergleich der Arbeitsproduktivitäten wird durch den Produktivitätsfaktor
qA = PA1 / PA2
d.h. als Quotient aus der Produktivität des zu betrachtenden Unternehmens/Bereiches (bzw. der zu betrachtenden Periode) PA1 und der Produktivität des Referenz-Unternehmens/-Bereiches (bzw. der Referenz-Periode) PA2 ausgedrückt. Dabei müssen die jeweiligen Ausgangswerte der Arbeitsproduktivität d.h. die "erzeugte Menge" und die "Arbeitsproduktivität" eine vergleichbare Wertgröße bzw. Basis haben.
Bestehen jedoch Unterschiede zwischen der Wertgröße bzw. der Basis der Ausgangswerte sind Korrekturen vorzunehmen:
- bei nicht vergleichbaren Wertgrößen der "erzeugten Menge" ist
eine Vergleichbarkeit herzustellen: Im Schiffbau sollte man die
"erzeugte Menge" jeweils z.B. auf die vergleichbare "gewichtete
Bruttoraumzahl" gBRZ bringen,
- bei ungleicher Basis der Arbeitsstunden, z.B. unterschiedlichen
Fertigungsanlagen (Unterschiede im Mechanisierungs-/Automatisierungsgrad
etc.) und/oder unterschiedlicher Arbeitsstundenbezugsbreite (Unterschiede in der Gewerke-Einbeziehung bzw. im Grad
des Outsourcings) sind die Arbeitsstunden einer der beiden zu
vergleichenden Unternehmen/Bereiche (bzw. Perioden) auf die
Fertigungsanlagenstruktur und/oder die Bezugsbreite des anderen
zu korrigieren:
PA = erzeugte Menge / (Arbeitsstunden * fAnl * fBez)
Bei der Schätzung des Fertigungsanlage-bedingten Korrekturfaktors fAnl ist zu beachten, daß meistens eine gegenseitige Beeinflussung von personeller und Fertigungsanlage-bedingter Leistung gegeben ist, z.B. beeinflußt die Maschine die Leistung des Menschen und umgekehrt.
2.Beispielhafte Ermittlung
Ausgehend von der konkretisierenden Annahme, daß sich die neu aufzubauende Werft in Indonesien befindet und daß als Referenz eine deutsche Werft herangezogen wird, ermitteln wir
im ersten Schritt
den hinsichtlich unterschiedlicher Fertigungsanlagen unkorrigierten, indonesisch-üblichen Produktivitätsfaktor im Vergleich zu einer deutschen Werft wie folgt:
qA1 = Arbeitsstd. deutsche Werft hR / Arbeitsstd. indonesische Werft h1
Die Arbeitsstunden h1 - möglichst nach Gewerken bzw. nach Hauptbauabschnitten aufgeteilt - beschaffen wir uns von einer existierenden indonesischen Werft für ein dort gebautes Schiff (das unserem Beispielschiff möglichst ähnlich sein sollte), von der wir uns auch die Beschreibung des Schiffes und die Arbeitsstunden-Bezugsbreite geben lassen. Gleichzeitig verschaffen wir uns für den nachfolgenden zweiten Schritt einen Eindruck von den Fertigungsanlagen dieser Werft.
Die Arbeitsstunden hR einer deutschen Werft werden von uns selbst für das Schiff und die Arbeitsstunden-Bezugsbreite der existierenden indonesischen Werft geschätzt.
Sofern möglich, sollte man zur Absicherung des Produktivitätsfaktors qA1 den vorgenannten Vorgang mit weiteren existierenden indonesischen Werften und/oder Schiffen durchführen.
Zahlenbeispiel bei Annahme, daß die existierende indonesische Werft ein 2.000 tdw Frachtschiff gebaut hat, für das sie 300.000 Arbeitsstunden aufgewendet hat und für das wir bei gleicher Arbeitsstunden-Bezugsbreite 100.000 Arbeitsstunden - wenn auf einer deutschen Werft gebaut - geschätzt haben:
qA1 = 100.000 / 300.000 = 0,333
Unter der Annahme, daß die personelle Arbeitsproduktivität auf der neu zu errichtenden indonesischen Werft die gleiche wie auf der existierenden indonesischen Werft ist, die
Fertigungsanlagen der neu zu errichtenden Werft aber leistungsfähiger sind als die der existierenden indonesischen Werft, schätzen wir
im zweiten Schritt
den Fertigungsanlagen-bedingten Korrekturfaktor fAnl1 und multiplizieren ihn mit dem hinsichtlich unterschiedlicher Fertigungsanlagen unkorrigierten Arbeitsproduktivitätsfaktor.
Zahlenbeispiel unter der Annahme, daß die Fertigungsanlagen-bedingte Produktivität - unter Beachtung der gegenseitigen Beeinflussung der personellen und Anlage-bedingten Produktivität - auf der neu zu errichtenden Werft 20% höher sein wird als auf der existierenden indonesischen Werft, ergibt sich für die Beispielwerft gegenüber einer deutschen Referenzwerft ein Produktivitätsfaktor von
qA = qA1 * fAnl1 = 0,333 * 1,2 = 0,4.
Sofern die Arbeitsstunden-Bezugsbreite auf der neu zu errichtenden Werft von der der existierenden indonesischen Werft abweichen wird (z.B. wegen größeren Outsourcings), sind die mit Hilfe des vorgenannten Produktivitätsfaktors qA ermittelten jährlichen direkten Gesamtfertigungsstunden entsprechend zu reduzieren. In unserem Beispiel gehen wir aber davon aus, daß gleiche Arbeitsstunden-Bezugsbreite gegeben sein soll.
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