Die erste Generation
Der Ursprung des Namens MAIERFORM und damit auch des späteren Unternehmens MAIERFORM lag in einer beispielhaften Entwicklung von Fritz F.Maier in den Jahren 1865 bis 1870. Geboren 1844 und aufgewachsen in Venedig, wo sein Vater Regimentsarzt war, erkannte Fritz F.Maier bereits während seines Studiums an der Technischen Universität in Wien die Wichtigkeit einer hydrodynamisch günstigen Schiffsform hinsichtlich Seeverhalten und Wirtschaftlichkeit im Schiffsbetrieb.
Nach Beendigung seines Studiums arbeitete er zunächst für Tonello (der späteren Werft Cantieri Riuniti dell'Adriatico in Triest). Es folgte danach die Gründung einer eigenen Werft in Budapest.
Jedoch, angetrieben durch seine ruhelose wissenschaftliche Denkweise, verließ er bald darauf Europa, um in den Vereinigten Staaten auf Schiffswerften zu arbeiten, die die berühmten Teeklipper bauten. Auf seinem Weg zurück nach Europa blieb er zunächst in Schottland, das seinerzeit das fortschrittlichste Schiffbauland der Welt war. Dort hatte er als Schiffbauingenieur die Gelegenheit, seine theoretischen Ideen von einer optimalen Schiffsform im Versuchstank von Sir William Froude, mit dem er auch freundschaftlich verbunden war, zu testen. Unter Anwendung der Froud'schen Methode zur Ermittlung des Schiffswiderstandes konnte er die Überlegenheit seiner Schiffsform über konventionelle Schiffsformen nachweisen, insbesondere hinsichtlich Widerstand und Seeverhalten.
Um die Jahrhundertwende herum entwickelte Fritz F.Maier seine Schiffsform im Versuchstank des Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven noch weiter. Charakteristisch für seine später patentierte Schiffsform waren insbesondere die V-förmigen Spanten sowie der ausfallende Vorsteven (siehe vorstehendes Bild) und beispielhaft für die Überlegenheit dieser Schiffsform im Hinblick auf Geschwindigkeit und Seeverhalten war auch die später nachgewiesene Tatsache, daß Fischereifahrzeuge mit dieser "Maierform" unter schweren Wetterbedingungen noch weiter fischen konnten, wenn andere Fahrzeuge ihre Netze einholen und Schutz suchen mußten.
Leider war es ihm nicht vergönnt, daß bis zu seinem Tod im Jahre 1926 ein Schiff mit seiner Schiffsform gebaut wurde.
Die zweite Generation
Nach dem Tod von Fritz F.Maier griff sein Sohn Erich Maier (geboren 1901 in Wien) die Schiffsform-Entwicklungen seines Vaters auf und gründete 1927 zwecks Realisierung und Vermarktung dieser Entwicklung die MAIERFORM GmbH in Bremen. Erich R.F.Maier (siehe nebenstehendes Bild) war nicht nur der Gründer der MAIERFORM in Bremen, sondern auch von Verkaufsbüros in New York, London, Paris und Oslo. Damit führte er die MAIERFORM in ihre Zukunft mit Weltgeltung.
Konkret begann die Zukunft der MAIERFORM-Gesellschaft mit dem Bau von 3 Trawlern, die 1928 auf der A.G.Weser-Werft unter Anwendung der "MAIERFORM" erstellt wurden. Frachtschiffe, Fahrgastschiffe und andere seegehende Schiffe für nationale und internationale Kunden folgten, so daß bereits bei Ausbruch des 2.Weltkriegs 1939 ca.700 Schiffe mit "MAIERFORM"-Schiffslinien die Weltmeere kreuzten.
Eine besonders markante und bekannt gewordene MAIERFORM-Entwicklung während des 2.Weltkriegs waren die Kriegsfischkutter (KFK) für die Küstensicherungsverbände der deutschen Kriegsmarine, von denen 1072 in Auftrag gegeben und ca. 6oo bis Kriegsende gebaut wurden. Nach dem Krieg wurden viele dieser KFK in der Fischerei (was auch ursprünglich vorgesehen war) und zum Minenräumen eingesetzt. Sie bildeten auch den Grundbestand des Bundesgrenzschutz und der Bundesmarine.
Aufgrund der Einschränkungen des Geschäftsbetriebs in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg - insbesondere hinsichtlich des internationalen Geschäfts - verlegte Erich R.F.Maier 1949 den Hauptgeschäftssitz und wesentliche Teile der technischen Tätigkeiten von Bremen nach Genf/Schweiz (Maierform Holding und Maierform S.A.). Außerdem gründete er 1957 ein technisches Büro (Maierform S.r.l.) in Triest/Italien, um den dortigen Markt besser bearbeiten und bedienen zu können.
Während die Schiffslinienentwicklung Ursprung und Basis der Maierform-Aktivitäten in den ersten Jahren bildete, wurden zunehmend auch weitere Ingenieurleistungen für den Schiffbau erbracht. Hierzu zählten nicht nur Gesamtentwürfe, Berechnungen und Bauzeichnungen für alle Schiffstypen, sondern auch Beratungen, Studien, Inspektionen und Bauaufsichten für Werften, Reedereien und Behörden weltweit. Dabei wurde besonderer Wert auf hydrodynamische Optimierung der Schiffe gelegt: Hochqualifizierte Experten entwickelten nicht nur hervorragende Schiffslinien, sondern auch die Costa-Propulsionsbirne, Propellerdüsen, PDC-Schlingerdämpfungstanks etc..
Eine Auflistung der gewaltigen Zahl und Vielfalt der von den MAIERFORM-Büros in Genf, Bremen und Triest erbrachten Ingenieurleistungen würde den Rahmen dieser Ausarbeitung erheblich sprengen; einige nachfolgend genannte Highlights sollen aber Beispiel gebend sein:
- Hydrodynamische Entwicklung und Entwurf der Schiffslinien für nahezu alle Rettungskreuzer und -boote der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sowie Entwurf und Konstruktion von darauf basierenden Spezialfahrzeugen internationaler Kunden
Rettungskreuzer "John T. Essberger"
- Ende der 50er bis Ende der 60er Jahre des 20.Jahrhunderts erstellte MAIERFORM die Gesamtentwürfe für nahezu alle seinerzeitigen Hilfsschiffsneubauten der Bundesmarine. Hierzu zählten u.a. Versorgungsschiffe, Versorgungstanker, Munitionstransporter und Bergungsschlepper sowie das Wehrforschungsschiff "Planet".
- Entwicklung des MAIERFORM-SV-Bugs Mitte der 60er Jahre des 20.Jahrhunderts, eine hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Seeverhalten optimale Bugwulstform in Verbindung mit weiter verbesserten Schiffslinien; hierdurch wurde die fortlaufend verbesserte Ur-MAIERFORM gänzlich abgelöst.
Frachtschiff mit MAIERFORM-SV-Bug
- In der zweiten Hälfte der 60er Jahre des 20.Jahrhunderts begann MAIERFORM bereits mit der Anwendung der EDV in der Schiffbautechnik. Zunächst wurden hydrostatische Berechnungen und Schiffslinienstraks auf sog. Großrechnern durchgeführt. Später kamen u.a. Schiffslinienentwurf, Wirtschaftlichkeitsrechnungen sowie Fertigungsunterlagen - letztere in Kooperation mit Fa. SCHIFFKO - hinzu. Mit der Einführung leistungsfähiger PCs wurde neben der Berechnungssoftware auch ein CAD/CAM-System installiert.
- Aufgrund der weltweit zunehmenden Entwicklung in der Meerestechnik erbrachte MAIERFORM ab Anfang der 70er Jahre des 20.Jahrhunderts erhebliche Ingenieurleistungen auf diesem Gebiet. Diese bezogen sich auf Bohrinseln, Bohrschiffe, Bohrinselversorger, Forschungsschiffe etc.
Bohrinsel "Chris Chenery" (Bauwerft: Blohm und Voss)
- Durch die internationale Reputation der MAIERFORM wurde diese beauftragt u.a. den Gesamtentwurf der 115 m langen Luxusyacht "ATLANTIS" für den griechischen Großreeder Niarchos sowie für die 147 m lange und seinerzeit weltweit größte Luxusyacht "ABDUL AZIZ" für das saudische Königshaus zu erarbeiten.
Luxus Yacht "ABDUL AZIZ"
- Besondere Geschäftsverbindungen bestanden zu vielen Ländern dieser Welt, besonders zu Indonesien. So wurden in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts eine ganze Reihe von Ingenieur- und Beratungsleistungen für indonesische Reedereien, Werften und Behörden erbracht und zwar für Semi-Containerschiffe, Fahrgastschiffe, Werftanlagen, Schwimmdock, modular konzipierte Inter-insulare Frachtschiffe etc..
Erwähnenswert ist noch, daß Erich R.F.Maier mehrere Jahrzehnte Generalkonsul der Republik Österreich in Genf/Schweiz war.
Die dritte Generation und danach
Nach dem Tod von Erich R.F.Maier im Jahre 1981 und nachfolgenden, längeren Verhandlungen mit den anderen Erben übernahm sein Sohn F.C.Bernhard Maier (siehe nebenstehendes Bild) die MAIERFORM-Gruppe. Geboren 1935 in Bremen bildete er zusammen mit dem Schwiegersohn von Erich R.F.Maier, Dipl.Ing. Kazimir Fric, die dritte Generation in der MAIERFORM-Aera, wobei K.Fric schon seit den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts im internationalen Marketing für MAIERFORM tätig war.
F.C.Bernhard Maier wurde auch 1981 zum Generalkonsul der Republik Österreich ernannt, nachdem er bereits vorher viele Jahre Vizekonsul war.
In der Folge der Übernahme der MAIERFORM-Gruppe leitete F.C.Bernhard Maier Restrukturierungsmaßnahmen ein, insbesondere durch Aufnahme von Verhandlungen über die Hereinnahme von zusätzlichen Gesellschaftern, um die finanzielle Basis der Gruppe zu verbreitern.
Nach dem frühen Tod von F.C.Bernhard Maier im Jahre 1988 übernahmen 4 neue Gesellschafter die Maierform-Firmen in Bremen und Triest, konnten aber die Insolvenz im Jahre 1991 nicht verhindern. Danach mit dem Namen MAIERFORM weitergeführte Firmen haben die eigentliche Tätigkeit der MAIERFORM nicht wieder aufleben lassen.